Donnerstag, 4. November 2010

Jugend ohne Auto?

In der SZ online von heute ist ein merkwürdiger Artikel drin. Demnach ist das Auto kein Bestandteil mehr der Jugendkultur. Eigentlich war ich nur drauf aufmerksam geworden, weil da VW Käfer im Bild zu sehen waren.

Sicherlich machen wir alle die Erfahrung, dass auf Treffen nicht mehr so viele "Jungspunte" nachwachsen, was aber sicherlich daran liegt, dass der Käfer längst kein günstiges Auto mehr ist. Der Artikel geht aber wesentlich weiter. Zitat: "Die Jugendlichen sind da knallhart. Ein Auto zu besitzen, wird erst dann wieder für sie interessant, wenn es die Grundlogik der sozialen Netzwerke sinnvoll zu adaptieren versteht." 

Demnach ist "Fahren" und "ein Auto besitzen" nicht mehr Ausdruck von Freiheit und Erwachsenwerden, sondern die Jugendlichen wollen Facebook und iPhone. Es reicht nicht mehr, dass ein Auto fährt. Es muss einen Mehrwert haben.

Der Autor des Artikels ist eigentlich eher ein Autor aus dem Sportbereich. Der zitierte "Trendforscher" sicherlich ein honoriger Professor, aber erstaunlicherweise oft dann über Google im www als Experte zu finden, wenn das Marketing nicht weit ist. Der ganze Artikel baut auf einer einzigen Zahl aus den USA auf (weniger neue Führerscheine bei jungen Erwachsenen). Keine Gegenmeinung. Keine kritische Nachfrage. Keine Nachfrage beim KBA nach deutschen Zahlen. Nur das unvermeidliche Dudenhöfer-Zitat als zweite Expertenmeinung. Da bleibt bei mir ein fader Beigeschmack zurück. Die prophezeite Zukunft: Der (junge) Kunde will Autos vollgestopft mit Apps.

Hier mal der

LINK

Preisfrage: Downloaden sich die Jugendlichen auch die nächste Großstadt aufs iPhone? Oder soll hier ein Bedürfnis geschaffen werden, sodass der Autofahrer morgen schon einen Computer auf Rädern unter dem Popo akzeptiert (oder sogar will), der ihn so gründlich und unkontrollierbar ausspäht, dass Marketingstrategen die tollsten Angebote zielgenau platzieren können?

Schon jetzt späht das iPhone seine User aus, lädt einem der Computer andauernd ungefragt neueste Software runter, rufen Firmen abends an, bei denen man sich fragt, wie die schon wieder an die Nummer gekommen sind. Und jetzt soll auch noch das Auto Infos liefern? Ich finde das erschreckend. Und noch erschreckender, dass die SZ solche Artikel veröffentlicht, die so wenig eigenrecherchiert erscheinen und so den Schluss nahe legen, dass da interessierte Kreise ein weitgehend fertiges Produkt angeliefert haben, dass man in Zeiten des Kostendrucks in den Medien mal schnell als frischen Content raushaut.

Vielleicht hat mich aber auch einfach nur die Uni versaut...

7 Kommentare:

Andi hat gesagt…

Ja Thorsten! Marktlücke gefunden! Und schon die Millionen verdienen!!! Gruß...

Moos/GRK hat gesagt…

In paar Jahren brauch ich im Auto ein Betriebssystem und vor allem ein Anti-Viren-Programm.
Und, wenn dann mal die Lizenz der Werksseitig installierten Testversion abgelaufen ist (komischerweise zeitgleich mit dem Hinweis auf den ersten SERVICE, der mir ganz Groß auf meinem TFT-Cockpit angezeigt wird ), geht garnix mehr und ich muß noch selbst lenken und aufs Gas tretten um manuell zur Werkstatt zu kommen.
Oder, ich lade mir dann vom Strassengraben aus das neuste Upgrade auf meinen Wagen, damits wieder läuft.

Für diejenigen welchen, die nicht so ganz Grün mit Ihrem Betriebssystem sind bleibt nur noch der weg zu Ihrem nächstgelegenen KFZ-Administrator (hieß früher "Werkstatt" ) ;-)

Gruß Michael

Carsten / DSR hat gesagt…

Das ist doch heute schon so ! Früher habe ich einfach mein Radio (auch mit CD) an gemacht und es kam Musik ! Heute fährt das moderne Radio erst mal hoch , bevor es etwas von sich gibt...
Dann so schöne Sachen wie , das man moderne Autos nicht in kurzer Zeit oft auf und zu machen sollte.. Macht man das mehrmals innerhalb einer oder 2 Stunden , ist die Batterie leer!!! Weil : Die Steuergeräte bleiben alle im Standby und ziehen Strom , weil ja erwartet wird , dass ich gleich los fahre , wenn ich das Auto öffne!! Ach ja ... Mittlerweile hat ja auch jedes Bauteil sein eigenes Steuergerät , warum ??? Wofür ?? Wohl nur weil es geht...
Sorry , ich werde es nie verstehen und steh auf altes Blech oder eben auf "jüngere" Autos mit Ausstrahlung ! Kann diesen Fahrenden Steuergerätecomputern nichts abgewinnen..Kotzkarren.. Nicht mal für den Alltag oder geschenkt !!!

Thorsten/DSR hat gesagt…

Alles technisch Komplizierte braucht den Fachmann, der die werksseitig eingebauten Fehler abmildert. Nur am Verkauf verdient der Markt nicht genug. Deshalb sind Schrauber, die selbst was machen, nicht erwünscht.
Viel krasser finde ich aber, dass die Gesellschaft mit Artikeln wie diesem auf diese "schöne neue Welt" vorbereitet werden soll – und die Medien merken es noch nicht einmal, sondern nicken und schreiben.
Denn wo ist die Henne, wo ist das Ei? Gibt es ein iPhone, weil alle das wollten, oder weil mit geschicktem Marketing ein Bedürfnis geschaffen wurde? Ein Artikel wie dieser ist Marketing auf einem anderen Level, quasi 2.0. Sieht aus wie Redaktion, transportiert aber unterschwellig ziemlich exakt die gewünschten Botschaften der Industrie. Da sehe ich das Problem. Kritische Leser sind gefragt.

Carsten / DSR hat gesagt…

Man muss aber unterscheiden , die einen haben ein iPhone als Status oder Trend Symbol , die Anderen , so wie ich , haben es aufgrund der technischen Möglichkeiten und brauchen und nutzen diese auch ! Klar , es gibt (mittlerweile) vergleichbare Geräte , die allerdings von der Bedienung her eher umständlich sind.
Zu Apple und deren Strategien und Standpunkten , bzw. deren Umgang mit den Kunden... Da sage ich lieber nichts zu....

Wuschel hat gesagt…

tjaa.... wenn nur mehr leute mal kritisch hinterfragen würden was so im käseblatt steht, wären wir schon mal nen ganzen schritt weiter. schöner blogpost!

© rallegolle hat gesagt…

hat man eine Frage zur Auto Industrie, fährt man zum Dudenhöfer nach Bochum. Der erzählt dir dann Medien gerecht was du hören möchtest. Ist aber total befangen, weil die Auftraggeber seiner Studien meist die Autoindustrie selber ist.

Ich trage mich seit einiger Zeit mit dem Gedanken einen kleinen MP3 Player zukaufen.
Mein altes VW Radio Emden macht es möglich, über den DIN Eingang kann ein Klinkenadapter Kabel angeschlossen werden.

Nächster Gedanke: warum nicht ein Navi kaufen mit MP3 Funktion. Also zwei Fliegen mit einer Klappe.

Ich habe nun alles 10mal in der Hand gehabt und wieder zurück gelegt.

Mein Auto wird puristisch bleiben. Alles andere lenkt vom Wesentlichen ab und wäre ein Schritt in die Falsche Richtung.